Der Elf

"Was soll ich dir von den Menschen erzählen, schöner Filoen?Sie wissen von Kindesbeinen an, daß sie recht bald sterben müssen, können sich sogar ziemlich genau ausmalen, wie viele Jahre ihnen von ihren Göttern höchstens gewährt werden, und gehen dennoch als Blinde und Taube durch die Welt, anstatt jeden Augenblick begierig aufzunehmen und auszukosten. Den Sinn des Lebens suchen sie - genau wie das kleine Volk - im Horten von Gold und Ruhm. Es scheint sie nicht zu bekümmern, daß sie von all ihrer Beute nichts auf ihre letzte Reise mitnehmen können. Statt daß sie nur den Tod als ihren Herren fürchten, wälzen sie sich auf dem Bauch vor Göttern, Fürsten und Händlern. Einjeder weißgenau, daß seine Gegeine in einem Grab verrotten werden, aber er trachtet danach, sich ein ewiges Haus aus hartem Stein zu bauen.Die Reichen lassen sich nach ihrem Ebenbild Standbilder aus Mamor schlagen, um ihr äußeres Bild vor dem Tod zu retten, aber sie glauben nicht einmal an die Wirksamkeit solcher verzweifelten Taten. Nein, Filoen, sie werden nie begreifen, was unsere Alten lehren, daß das Leben nicht an den Einzelnengebunden ist, daß du Teil am Leben der alten Eiche hast und der Baum Teil an deinem Leben , daß alles mit allem verbunden ist, und daß, was so verwoben ist,niemals sterben kann. Bleib´ hier bei uns, schöner Filoen, geh nicht zu den Menschen. Sie werden dich unglücklich machen, dich hineinziehn in diesen Strudel von Ängsten, Begierden und enttäuschten Hoffnungen, den sie`Leben` nennen..." (Ermahnungen der Elfe Malisa Mondstrahl an ihren jungen Geliebten)